
„Wer, wenn nicht wir?“
Welche Erfahrungen prägten Else Kröner und welche privaten und unternehmerischen Entscheidungen machten Sie zu der Person, die sie war? Ihre Biografie liefert einen Einblick:
Als der Unternehmensgründer Dr. Eduard Fresenius 1946 stirbt, ist das Unternehmen – die Dr. Eduard Fresenius chemisch-pharmazeutische Industrie KG – gezeichnet vom Krieg. Die Gewinne reichen gerade so aus, um Schulden zu bedienen. Das Unternehmen beschäftigt nur noch wenige Mitarbeitende. Die Hirsch-Apotheke, aus der das Unternehmen gegründet worden war, war bei einem Bomberangriff Anfang 1944 zerstört worden. Else Fernau, Ziehtochter und Erbin von Dr. Eduard Fresenius, hatte dazu in einem Brief an einen Freund geschrieben: „Ein Steinhaufen ist der kümmerliche Rest, ich hatte Mühe überhaupt zu erkennen, was das einstmals war.“
Zum Zeitpunkt des Todes von Dr. Eduard Fresenius ist Else Fernau 20 Jahre alt. Sie weiß, wie groß ihre Herausforderung sein wird, das Unternehmen wiederaufzubauen. Es wird ihr gelingen und mehr als das: Sie wird einen erfolgreichen, weltweit tätigen Gesundheitskonzern erschaffen.


Kindheitsprägungen motivieren zu medizinischem Fortschritt und gesellschaftlicher Verantwortung
Else Fernau wird 1925 in Frankfurt geboren. Medizin spielt in ihrem Leben früher eine Rolle, als es sein sollte: Ihr Vater stirbt, als sie vier Jahre alt ist, bei einer Blinddarm-Operation – auch damals bereits eine Standard-Operation. Ursache ist eine nicht-diagnostizierte Diabetes-Erkrankung. Als Unternehmerin und Privatperson wird sich Else Fernau, später Else Kröner, immer auch für den medizinischen Fortschritt und einen breiten Zugang zu Therapien engagieren. Zusammen mit ihrem Mann, Dr. Hans Kröner, unterstützt sie medizinische und humanitäre Projekte in Deutschland und der ganzen Welt. 1972 gründet sie die Fresenius-Stiftung zur Förderung medizinischer Forschung und Bildung, die unter anderem Fachmagazine verlegt.
Bereits vor dem Tod des Vaters arbeitete Else Fernaus Mutter im Haushalt des Fresenius-Ehepaars. Nun wird die Verbindung der beiden Familien noch enger.
Kaltstart des Unternehmens als 26-jährige Apothekerin
1952 übernimmt Else Fernau offiziell die Leitung des Unternehmens in Bad Homburg. Zuvor hatte sie ein Berufspraktikum in der Hirsch-Apotheke absolviert - eine Voraussetzung für das angestrebte Studium der Pharmazie. Für sie ist es eine besonders große Herausforderung, das Unternehmen zu konsolidieren, ohne Beschäftigte zu entlassen. Sie verbringt täglich mehr als zwölf Stunden im Unternehmen und packt überall mit an, wo es am nötigsten ist. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danken es ihr. Sie wissen jetzt: „Das Els’chen ist da, es läuft.“ Und nach einiger Zeit „läuft“ das Unternehmen auch wirklich wieder. In diesen ersten Jahren als Unternehmerin eignet sich Else Fernau systematisch betriebswirtschaftliche Kenntnisse an, um ihre Pharmazie-Expertise zu ergänzen.


Else Kröner und Dr. Hans Kröner entwickeln Fresenius gemeinsam zu einem florierenden Unternehmen
Else Fernau heiratet 1964 Dr. Hans Gottfried Noël Kröner und heißt von nun an Else Kröner. Die beiden hatten sich bereits Anfang der 1950er kennengelernt und Else Fernau holte sich zunächst nur gelegentlich juristischen Rat vom Anwalt Dr. Hans Kröner. Aber mit der Zeit fragte sie ihn auch in betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten um seine Meinung. 1957 tritt Dr. Hans Kröner offiziell ins Unternehmen ein.
Das bis dahin noch kleine Unternehmen entwickelt sich in den 1960er-Jahren rasant. Die Anzahl der Mitarbeitenden steigt von rund 40 auf 400, der Umsatz verdreizehnfacht sich. Unter der Führung des Ehepaars Kröner entwickelt Fresenius zahlreiche bahnbrechende medizinische Innovationen wie Infusionslösungen in Kunststoff-Flaschen, die heute noch als Industriestandard gelten, oder die erste Flüssignahrung für Diabetiker.
Vom familiären Mittelstand zur international tätigen Aktiengesellschaft: Else Kröner als Vorsitzende des Aufsichtsrats
1982 wandelt Else Kröner das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um und wird Vorsitzende des Aufsichtsrats. Ihr Ehemann Dr. Hans Kröner wird Vorsitzender des Vorstands. Schnell stellt sich heraus, dass die Umwandlung, eine damit einhergehende Kapitalerhöhung und folgende Strukturveränderungen die strategisch richtige Entscheidung waren: Der Umsatz von Fresenius stieg von 290 Millionen Euro im Jahr 1982 auf 465 Millionen Euro im Jahr 1986.


Werte und Vermächtnis: "Wer, wenn nicht wir?"
1983 gründet Else Kröner die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS), die sich der Förderung medizinischer Forschung widmet und humanitäre Projekte weltweit unterstützt. Als Else Kröner am 5. Juni 1988 überraschend verstirbt, geht ihr gesamtes Vermögen testamentarisch auf die Stiftung über. Die Stiftung ist heute die größte Medizin-fördernde Stiftung Deutschlands. Damit leben das Erbe und die Werte von Else Kröner langfristig weiter.
Seit ihrem Bestehen hat die Else Kröner-Fresenius-Stiftung mehr als 700 Millionen Euro bewilligt – für rund 2.800 medizinisch-wissenschaftliche und humanitäre Projekte. Die Mittel stammen fast ausschließlich aus den Erträgen der Anteile der Stiftung am Unternehmen Fresenius, dessen Hauptaktionärin sie mit mehr als 26 Prozent Aktienanteilen sie ist.
Fresenius beschäftig heute rund 176.000 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 21 Milliarden Euro.
Die Fresenius Prinzipien
Die Werte, die Else Kröner prägten, sind bis heute auch ein Teil der Fresenius-Kultur und werden im Unternehmen tagtäglich durch die Fresenius Prinzipien gelebt. Das zeigt nicht zuletzt der interne Else Kröner Award, den Fresenius 2025 erstmals vergeben hat.
Mit dem Else Kröner Award werden Fresenius-Teams für herausragende, innovative und außergewöhnliche Initiativen ausgezeichnet, die die Fresenius-Prinzipien in die Tat umsetzen und so Else Kröners Vermächtnis fortführen.

