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Antimikrobielle Resistenzen sind auf dem Vormarsch: Wie Fresenius bereichsübergreifend darauf reagiert

Antimikrobielle Resistenzen (AMR) entwickeln sich weltweit zu einer ernsthaften Bedrohung. Fresenius stellt sich der Herausforderung – mit einer umweltgerechten Produktion, strengen Hygienestandards in den Kliniken und einem gezielten Einsatz von Antibiotika. So soll sichergestellt werden, dass diese lebenswichtigen Arzneimittel auch in Zukunft wirksam bleiben.

Antibiotika sind Arzneimittel, die verschiedene bakterielle Infektionen bei Menschen behandeln und verhindern. Damit bilden sie eine tragende Säule der modernen Medizin. Doch sie haben auch ihre Schattenseiten: Antimikrobielle Resistenzen, oft abgekürzt mit AMR (Antimicrobial Resistance), sind weltweit auf dem Vormarsch. Dies umfasst auch Resistenzen gegenüber anderen Arzneimitteln, die zum Einsatz kommen, um durch Pilze oder Viren verursachte Infektionen zu bekämpfen.

Die Hauptursache für AMR ist der Fehlgebrauch und die übermäßige Verwendung von Antibiotika bzw. antimikrobiellen Behandlungen bei Menschen, Tieren und Pflanzen, was zur Entwicklung arzneimittelresistenter Erregern führt. 

Im Gesundheitswesen tragen daher viele Akteure eine besondere Verantwortung: Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Apotheken – aber auch Pharmaunternehmen und nicht zuletzt die Patientinnen und Patienten selbst. Verantwortung heißt in diesem Kontext: nicht nur auf eine umsichtige Verabreichung und Einnahme von Antibiotika-Medikamenten zu achten, sondern auch auf eine kontrollierte Herstellung. 

Wir setzen uns dafür ein, an allen Standorten die Umweltauswirkungen bei der Antibiotikaproduktion zu minimieren!

Prävention ist ein Schlüsselelement in der Produktion für Fresenius Kabi. Als einer der führenden Hersteller intravenöser Antibiotika trägt dieser Unternehmensbereich eine doppelte Verantwortung: Zum einen müssen lebenswichtige Medikamente weiterhin produziert und weltweit verfügbar gemacht werden. Zum anderen muss eine verantwortungsvolle Produktion gewährleistet sein. Strenge Vorgaben sorgen dafür, dass Abfälle und Abwässer kontrolliert behandelt und Antibiotikarückstände wirksam reduziert werden. Das senkt Umweltbelastungen und verringert das Risiko für resistente Erreger.  

Besonders wichtig ist der sorgfältige Umgang mit den Antibiotikarückständen: Gelangen sie über das Abwasser in die Umwelt, können sie dort zur Entstehung resistenter Erreger beitragen. „Um dem entgegenzuwirken bzw. dem vorzubeugen, setzen wir uns dafür ein, an allen Standorten die Umweltauswirkungen bei der Antibiotikaproduktion zu minimieren“, so Kirsten Nyland, Leiterin des Bereichs Umwelt- und Arbeitsschutzmanagement bei Fresenius Kabi. Seit 2020 ist Fresenius Kabi Mitglied der Antimicrobial Resistance Industry Alliance (AMRIA) und arbeitet gemeinsam mit anderen Unternehmen an Lösungen. „Denn: Wie wir heute mit diesen Ressourcen umgehen, entscheidet darüber, ob Antibiotika morgen noch wirken“, fügt Nyland hinzu.  

Ein Leuchtturmprojekt wurde im Werk im portugiesischen Santiago de Besteiros umgesetzt: Als erstes Fresenius Kabi-Werk hat es die BSI Kitemark™-Zertifizierung für minimiertes AMR-Risiko bei der Herstellung von Ceftriaxon erhalten. Die Zertifizierung bestätigt, dass die Herstellungsprozesse im Werk dem „AMR Industry Alliance Antibiotic Manufacturing Standard“ entsprechen. 

Kürzlich zog der Fresenius Kabi-Standort Kutno in Polen nach – mit der Zertifizierung für die Herstellung von Amikacin und Linezolid. In der Produktionseinheit Graz, Österreich, war die AMR-Zertifizierung ein logischer nächster Schritt: Der Standort hatte bereits lange strenge Umwelt- und Qualitätsstandards erfüllt, sodass die Zertifizierung für minimiertes AMR-Risiko in der Amikacin-Produktion eine Bestätigung bestehender Best Practices war. 

Die Zertifizierungen würdigen überdies auch das Umweltmanagement der Werke – insbesondere die Maßnahmen zur Kontrolle und Reduktion von Antibiotikarückständen im Abwasser und in den Abfallströmen. Fresenius Kabi arbeitet somit kontinuierlich daran, einen messbaren Beitrag zur Eindämmung von AMR zu leisten.  

Warum Helios und Quirónsalud ein konsequentes Antibiotikamanagement etabliert haben

Helios und Quirónsalud setzen in ihren Krankenhäusern Antibiotika zur Behandlung bakterieller Infektionen ein. Gerade deshalb ist es entscheidend, resistenten Erregern frühzeitig entgegenzuwirken, denn AMR in Krankenhäusern kann die Verweildauer verlängern, das Risiko von Komplikationen erhöhen und die Sterblichkeit beeinflussen.  

Helios stellt sich dieser Herausforderung aktiv: „Nur, wenn der Verbrauch von Antibiotika beobachtet wird, können Auffälligkeiten und eine eventuelle falsche Anwendung festgestellt werden. In allen Helios Kliniken haben wir deshalb schon 2012 ein Antibiotika-Reporting eingeführt“, sagt Dr. med. Felix Giebel, Chefarzt der Abteilung für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene und Leiter der Fachgruppe Infektiologie.  

„Die Belastung durch antimikrobielle Resistenzen ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch relativ gering, wird jedoch voraussichtlich steigen – was bedeutet, dass künftig noch weniger Antibiotika wirksam sein könnten. Nur ein gezieltes Antibiotikamanagement kann das verhindern oder zumindest eindämmen.“  

 

Helios und Quirónsalud setzen auf interdisziplinäre Teams und digitale Tools

Ein zentraler Hebel zur Vermeidung von AMR sind wirksame Hygienemaßnahmen – mit dem Ziel, nosokomiale Infektionen, also solche, die während eines Aufenthalts im Krankenhaus erworben werden, zu verhindern. Helios geht aber noch darüber hinaus:    

2019 hat Helios ein ganzheitliches Antibiotic-Stewardship-Programm eingeführt. Es umfasst zertifizierte digitale Schulungen von Antibiotic-Stewardship-Experten (ABS), die Einbindung von ABS-geschulten Ärztinnen und Ärzten in jede klinische Einheit, die Einführung einer digital gesteuerten Antibiotikaverschreibung sowie ein zentrales Infektionsmonitoringsystem, das als „Surveillance“ bezeichnet wird. Daraus werden kontinuierlich praxisnahe Maßnahmen und Leitlinien für die Kliniken abgeleitet.  

Auch Quirónsalud stellt sein starkes Engagement für Forschung und Nachhaltigkeit unter Beweis. Im Jahr 2020 startete die Quirónsalud-Klinik in Barcelona das PROA-Programm, das auf die Optimierung des Einsatzes von antimikrobiellen Wirkstoffen abzielt. Es fördert den gezielten und verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika – auf Basis standardisierter Leitlinien, interdisziplinärer Teams und einer kontinuierlichen Überprüfung der Verschreibungen. Das Programm ist fest in die Qualitäts- und Infektionspräventionspolitik des Krankenhauses eingebettet. Ein weiteres Beispiel ist das ARGOS-Projekt, das von den Kolleginnen und Kollegen von Quirónsalud entwickelt wurde: ein integriertes Programm zur Infektionskontrolle und Prävention, das sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, Zusammenarbeit und KI stützt, um einen sichereren Einsatz von Antibiotika zu gewährleisten. 


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AMR entsteht, wenn Mikroorganismen sich so verändert haben, dass sie auf Antibiotika nicht mehr ansprechen, also resistent sind. Gelangen solche resistenten Erreger in die Umwelt, können sie Infektionen verbreiten und Krankheiten, die früher leicht behandelbar waren, lebensbedrohlich machen. Damit betrifft AMR uns alle. Ohne Gegenmaßnahmen könnten bis 2050 jährlich bis zu zehn Millionen Menschen an den Folgen sterben, so eine Warnung der WHO.