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Die Hoffnung ist lila

Der Purple Truck ermöglicht es den australischen Ureinwohnern auch fernab der großen Städte, in ihrem gewohnten Umfeld, eine Dialysebehandlung zu erhalten.

Die Aborigines haben eine starke Bindung an ihre Gemeinschaft und an den Ort, an dem sie leben.

Endlich ist Jedda Marshall wieder an den Ort zurückgekehrt, wo sie geboren wurde, zur Schule ging und ihre sieben Kinder zur Welt brachte. Viel zu lange hat sie ihr Heimatdorf Papunya nicht gesehen. Marshall gehört zu den zahlreichen australischen Ureinwohnern, deren Leben durch eine Nierenerkrankung auf den Kopf gestellt wurde.

(Veröffentlicht: März 2015)

Vor mehr als zehn Jahren musste sie ihre Heimat verlassen und dorthin gehen, wo es Dialysegeräte gab: in die Großstadt Alice Springs, rund 240 Kilometer von Papunya entfernt. Dass sie nun von Zeit zu Zeit ins Outback zurückkehren konnte, verdankt sie einem außergewöhnlichen, von Fresenius Medical Care Australien unterstützten Projekt: dem „Purple Truck“.

Das Dialysemobil kann mehrere Wochen am Stück im australischen Outback unterwegs sein, um Nierenpatienten in zwölf entlegenen Gemeinden im Western Desert zu versorgen. Fresenius Medical Care hat die medizinische Ausstattung für den Truck zur Verfügung gestellt. So hat der Truck eine komplette Dialysestation an Bord — mit einer Wasseraufbereitungsanlage und einem Stromgenerator, diversen Filtertechnologie- und Desinfektionseinheiten, einem Badezimmer und mehreren Schlafplätzen. Die Versorgung fernab der Städte hat Fresenius Medical Care gemeinsam mit dem gemeinnützigen Unternehmen Western Desert Nganampa Walytja Palyantjaku Tjutaku Aboriginal Corporation (WDNWPT) ermöglicht, was übersetzt so viel bedeutet wie „Wir machen unsere Familien gesund“.

Der WDNWPT betreibt bereits seit einigen Jahren eine Dialysestation für Ureinwohner in Alice Springs, das „Purple House“. Um daran anzuknüpfen, bekam auch die Fahrerkabine des Trucks eine leuchtend violette Lackierung. Der Lkw, in dem sich die Krankenstation befindet, ist mit bunten Motiven bemalt — ein Werk der bekannten Aborigine-Künstlergruppe Papunya Tula. Die Crew besteht aus einem Fahrer und einer Krankenschwester, die die zehn sich abwechselnden Pflegekräfte koordiniert.

Jedda Marshall war die allererste Patientin, die im Purple Truck eine Dialyse erhielt. Für sie wie für die anderen nierenkranken Aborigines ist die mobile Dialysestation in zweifacher Hinsicht ein Glücksfall: Sie kann regelmäßig in ihr Heimatdorf zurückkehren und erhält dabei weiterhin ihre lebensnotwendige Dialysebehandlung. „Dank der rollenden Station konnten die Aborigines ein neues Leben beginnen, indem sie in ihr altes Leben zurückkehren“, freut sich Margot Hurwitz, Geschäftsführerin von Fresenius Medical Care Australia & New Zealand. Auch Jedda Marshall ist sehr glücklich, wieder häufiger zu Hause zu sein: „Dies ist ein schöner Ort.“

Der Purple Truck hat eine komplette Dialysestation an Bord und kann mehrere Wochen am Stück im australischen Outback unterwegs sein.

Australische Ureinwohner haben gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen ein 15- bis 30-fach höheres Risiko, nierenkrank zu werden. Die wichtigsten Ursachen dafür sind die Armut und die harten Lebensbedingungen der Aborigines, die häufig zu Diabetes und Bluthochdruck führen. Vor allem ältere Menschen aus dem Outback sind betroffen und müssen dann zur Dialysebehandlung in die Städte übersiedeln. Doch viele nierenkranke Ureinwohner leiden sehr unter dem Alltag in der Stadt. Die Aborigines leben dort meist isoliert, sie vermissen ihre Familie und den starken Zusammenhalt, den sie aus ihrer Gemeinde kennen. Psychische Probleme sind häufig die Folge.

Das hat auch Konsequenzen für all diejenigen, die zurückbleiben. Die ohnehin kleinen Gemeinden schrumpfen weiter und tun sich schwerer, ihre Traditionen aufrechtzuerhalten. „Aborigines leben in einer Kultur der mündlichen Überlieferung: Traditionell geben die Älteren das Wissen an die Jüngeren weiter“, so Sarah Brown, Managerin beim WDNWPT und treibende Kraft des Projekts Purple Truck. „Wohnen die älteren Mitglieder in der Stadt, haben sie keine Chance, am Leben in ihren Heimatdörfern teilzunehmen.“ Ihre Abwesenheit schwäche so die Kultur der ganzen Gemeinde.

Fresenius Medical Care lieferte neben den medizinischen Geräten auch das technische Know-how, um die Ausstattung im Truck straßentauglich zu machen - bereit für lange Fahrten über die unbefestigten Pisten des Outbacks. Dass es trotz allem eine Herausforderung ist, komplexe medizinische Geräte in der Wildnis zu betreiben, zeigte sich gleich zu Beginn, als Jedda Marshall auf dem Behandlungsstuhl saß. Das Wasser, das der Truck in Papunya für die Dialyse aufnahm, war so warm, dass die Reinigungsfilter streikten. Improvisationskunst war gefragt: Mit ein paar Kühlpacks aus der Krankenstation des Dorfes brachte Krankenschwester Deb Lillis die Filter wieder auf Betriebstemperatur, danach konnte die Behandlung weitergehen.

Die Hoffnung ist lila

Wie der "Purple Truck" in Australien nierenkranken Aborigines ein Stück Lebensqualität zurückgibt.