Skip to main content

Inselreich der weiten Wege

Mitarbeiter von Fresenius Medical Care helfen dabei, den Ausbau des Gesundheitssystems in Indonesien voranzutreiben – auch an entlegenen Orten des Inselreiches.

Es ist noch sehr früh am Morgen, als sich Amirul Mukminin von seiner Frau verabschiedet und das Haus verlässt. Das Paar ist frisch verheiratet und hat vor wenigen Wochen die erste gemeinsame Wohnung bezogen. In den Straßen von Banda Aceh erwacht gerade das Leben. Autos, Kleinlaster und die allgegenwärtigen Mopeds bestimmen bereits den Klang der Stadt.

(Veröffentlicht: Oktober 2016)

Beladen mit einem Karton voller Ersatzteile und einer kleinen Sammlung Werkzeuge sucht Amirul den richtigen Bus, der ihn nach Blang Pidie in Aceh Barat Daya bringen soll. Die Kleinbusse, ausgelegt für rund zehn Passagiere, sind die erste Wahl, wenn es um Überlandtransporte in dieser abgelegenen Region Indonesiens geht. An diesem Morgen wird es voll in dem Fahrzeug. Doch Amirul bleibt gelassen. Er weiß, dass es anstrengend wird, mindestens zehn Stunden lang bei tropischer Hitze im Bus zu sitzen. Denn so lange dauert die 350 Kilometer lange Fahrt zum Krankenhaus in Blang Pidie. Gestern Abend hatte das Krankenhaus angerufen und mitgeteilt, dass es technische Probleme mit einem der Dialysegeräte gebe. Und für Amirul heißt das: Einsatz vor Ort.

Der Techniker ist allein zuständig für die Wartung der 120 Dialysegeräte in der gesamten Region Aceh. Insgesamt betreut Amirul acht Krankenhäuser, einige davon in sehr abgelegenen Städten. Die Fahrt nach Blang Pidie führt durch die tropische Landschaft der indonesischen Insel Sumatra. Mehrstündige Reisen wie diese macht er mehrmals im Monat. Für Fahrten zu näher gelegenen Krankenhäusern benutzt er sein Motorrad. „Vor kurzem hatte ich gerade noch mal Glück, als ein Fahrzeug mein Moped von hinten rammte“, erzählt Amirul. Er kam mit einigen Schrammen davon.

Im Vergleich zu anderen Schwellenländern Asiens wie etwa dem angrenzenden Malaysia ist das Gesundheitssystem in Indonesien relativ schlecht entwickelt. Bis 2019 werden voraussichtlich rund 100.000 Nierenkranke eine Dialysebehandlung benötigen. Im Moment werden 30.000 Patienten therapiert. Seit der Jahrtausendwende bemüht sich Indonesien, die Gesundheitsversorgung seiner 250 Millionen Einwohner zu verbessern. Mit der Einführung einer Krankenversicherung für alle Indonesier hat das Land 2014 einen großen Schritt nach vorn gemacht. In den kommenden Jahren will das Land allen Einwohnern des Inselstaates eine medizinische Versorgung ermöglichen – ein gigantisches Projekt für den Vielvölkerstaat.

Vor allem im ländlichen Raum muss dafür die Infrastruktur ausgebaut werden. Eine der größten Herausforderungen dabei ist die Geographie Indonesiens: Der Staat besteht aus 17.500 Inseln, von denen mehr als 6.000 bewohnt sind. Während 60 Prozent der Indonesier auf der relativ kleinen Hauptinsel Java mit der Hauptstadt Jakarta leben, sind viele andere Inseln sehr dünn besiedelt – und abgelegen.

Eine der abgelegenen Inseln ist Kundur Island in der Straße von Malakka. Hier wartet Husin Maidin zwei bis drei Mal pro Woche schon früh vor seinem Haus, das nur wenige Meter vom Strand unter Palmen steht. Der Dialysepatient hält an der Straße nach seinem Nachbarn Ausschau, der ihn mit dem Motorroller abholt. Eine Dreiviertelstunde dauert die gemeinsame Fahrt zum Hafen. Von hier aus muss Husin mit der Fähre über das Meer zur Nachbarinsel Karimun. Dort befindet sich die nächste Dialyseklinik.

Bei Sturm und hohem Wellengang fällt die Fähre aus, dann muss er ein oder zwei Tage warten, bis er wieder zur Klinik kann. Wenn er am Ende eines langen Behandlungstages wieder daheim ist, ist er müde und sehr erschöpft. „Ich würde gerne mehr Zeit zu Hause verbringen, weil meine Frau seit einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen ist“, sagt Husin Maidin.

Fresenius Medical Care, seit dem Jahr 2000 in Indonesien aktiv, ist heute bei Dialyseprodukten Marktführer in dem Land. Über tausend moderne Hämodialyse-Systeme hat das Unternehmen bislang dort installiert. Hinzu kommen Dialysatoren, Wasseraufbereitungsanlagen und Zubehör. Rund die Hälfte aller Kliniken beliefert das Unternehmen. Im Großraum Jakarta betreibt Fresenius Medical Care zusammen mit dem indonesischen Staat ein Dialysezentrum. Die indonesische Regierung hat beschlossen, die Kapazitäten der Krankenhäuser deutlich zu erhöhen und die Errichtung von privaten Kliniken zu erleichtern. Davon sollen auch Dialysepatienten profitieren. Schon jetzt steigt die Zahl der versorgten Patienten jedes Jahr deutlich an.

Für Fresenius Medical Care ist vor diesem Hintergrund die Schulung des Klinikpersonals im Umgang mit der Dialysetechnik eine der umfangreichsten Aufgaben. Im Krankenhaus auf der Insel Karimun ist deshalb gleichzeitig mit Techniker Husin Maidin auch Triningsih auf der Dialysestation unterwegs. Die von allen nur Tri genannte Krankenschwester arbeitet seit 2007 für Fresenius Medical Care. Seit 2012 ist sie als Clinical Manager dafür verantwortlich, Mitarbeitern das notwendige Wissen zur Durchführung einer Dialyse und die praktischen Kenntnisse im Umgang mit den Geräten zu vermitteln.

Tri gehört zum Kern des Fresenius Medical Care-Teams in Jakarta, wo sie die überwiegende Zeit arbeitet. Doch zu ihren Aufgaben gehören auch regelmäßige Besuche in anderen Kliniken, wie jetzt auf Karimun Island. Sie bereist fast ganz Indonesien, per Flugzeug, Bus, Auto oder Schiff, je nachdem, wo sie gebraucht wird. Das ist für sie nicht immer ganz einfach, wie sie erst am Tag zuvor bei der Anreise feststellen musste. Eine der Fähren hatte Verspätung, sodass sie das letzte Anschlussboot verpasste. Spät am Abend konnte sie dann noch eine private Überfahrt organisieren. Doch Tri ist mittlerweile Profi im Umgang mit solchen in Indonesien alltäglichen Reiseproblemen.

Zusätzlich zu ihrem Beruf zeigt Tri besonderes soziales Engagement. Beim Tsunami 2006 reiste sie in die schwer getroffene Stadt Padang, um dort freiwillig zu helfen. Als Mitglied der taiwanesischen Hilfsorganisation Tsu Chi International Medical Association war sie zudem mehrfach bei schweren Erdbeben im Einsatz. 2014 hat sie einen weiteren Abschluss als Krankenschwester gemacht, um sich beruflich weiterzuentwickeln.

Ganz ähnliche Ziele für die Zukunft hat auch der Techniker Amirul, der durch seinen engagierten Einsatz das Dialysegerät in Blang Pidie längst repariert hat. Ein elektronisches Bauteil musste ausgetauscht werden. Kein Problem für den jungen Profi. Mit großer Hingabe hat er sich in die Geheimnisse der Hightech-Geräte eingearbeitet. „Aber ich weiß noch zu wenig, ich möchte noch viel mehr darüber lernen“, beschreibt er seinen Ehrgeiz, am Aufbau eines besseren Gesundheitssystems mitzuarbeiten – und damit gleichzeitig seiner Frau und sich eine Perspektive für ihr Leben zu geben.

Kontakt

Fresenius Medical Care Indonesia
Tempo Scan Tower
20th Floor
Jl. H.R. Rasuna Said Kav 3-4,
Jakarta, 12950 Indonesien
T +62 21 29346200

www.fmc-id.com